Le fabuleux destin de Jessica Frascht

30 mai. 2023
Le fabuleux destin de Jessica Frascht

Jessica Frascht, © Jessica Frascht
Artikel auf Deutsch
Autor: Ben Kraemer
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

– Auszug aus "Der Panther. Im Jardin des Plantes, Paris", Rainer Maria Rilke, 1903

In knalligen Farben zauberte Jessica Frascht den berühmtesten Panther der deutschen Literaturgeschichte auf handgeschöpftes Büttenpapier. Die illustratorische Neuerzählung von Märchen und Geschichten ist nur eine von vielen Spielwiesen der jungen luxemburgischen Illustratorin und Designerin, die ihre künstlerische Heimat in der Druckgrafik gefunden hat.

Ihre siebgedruckte Neufassung von Rilkes Gedicht erzählt von der Einsamkeit und dem betäubten Willen eines seiner Freiheit beraubten Tieres. Gedruckt und gebunden wurde das Heft im Keller ihrer Eltern, in einer Zeit der pandemiebedingten Isolation. In die Bilderserie, die aktuell in ihrer laufenden Ausstellung im Ratelach (dt. Rattenloch) aushängt, flossen damit sehr persönliche Eindrücke und Empfindungen der Künstlerin, die sie zu einem ihrer liebsten Stücke werden ließ.

Der Panther, Jessica Frascht
"Der Panther", Ausstellung "Radient Hands" im Ratelach, Jessica Frascht

Das hauseigene Bistro der Kulturfabrik in Esch Uelzecht lockt nicht nur mit einer schummrig-wohligen Wohnzimmeratmosphäre, sondern zeigt im zweimonatigen Turnus auch Wechselausstellungen ausgewählter Künstler*innen des Landes. So dürfen sich Gäste und Besucher*innen des Ratelach noch bis zum 1. Juli 2023 an den verschiedensten Prints aus dem noch jungen Œuvre von Jessica Frascht erfreuen.

Jessica Frascht absolviert aktuell ihren Masterstudiengang in Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung in Trier. Hier lernte sie nicht nur die verschiedensten Drucktechniken, sondern wandte sie auch gleich in der Praxis an und legte damit den Grundstein ihrer künstlerischen Karriere, die sie bereits in die Rotondes, das Luxembourg City Museum und aktuell die Kulturfabrik führten. Mit ihrer Bachelor-Abschlussarbeit, einem selbst illustrierten Buch mit dem Titel Wo sind die Künstlerinnen?, räumte sie 2022 zudem sogar den Designpreis Rheinland-Pfalz in der Kategorie Illustration ab.

Luxembourg's Table, Jessica Frascht
"Luxembourg's Table", Ausstellung "Radient Hands" im Ratelach, Jessica Frascht

Feministische Ideen finden sich immer wieder im Werk der Illustratorin. Ihr geht es nämlich nicht bloß darum, bekannte Narrative in illustrierte Form zu gießen, sondern sie auch zu hinterfragen und neu zu interpretieren. So bricht die Künstlerin gerne mit tradierten Rollenbildern und fragt nach den oft vernachlässigten Frauenfiguren in der Kunstgeschichte.

Das Mittel ihrer Wahl ist dabei die Druckgrafik. Die Haptik, die beim manuellen Druck eine zentrale Rolle einnehme, sei ihr nämlich sehr wichtig. Die Wahl von Papier und Farbe sei schließlich nur dann gewissenhaft zu treffen, wenn man das Material vorher mit den Fingern ertaste. Dennoch betritt Jessica mit ihrer Kunst auch digitale Räume, wenn sie ihre analogen Druckerzeugnisse digital weiterverarbeitet und vice versa.

Das Format ihrer Kunstwerke ist dabei keineswegs auf Papier beschränkt. Tatsächlich ließe sich fast alles bedrucken und es seien der eigenen Kreativität kaum Grenzen gesetzt. So verpasste die Künstlerin dem Froschkönig etwa zu Beginn des Jahres ein Makeover, indem sie ihre Version der Geschichte im Rahmen der Ausstellung Flip Off in den Rotondes in Form einer Art ‚analogen GIFs‘, eines elektronischen Daumenkinos in einer Holzbox, welches per Knopfdruck bedient wurde, präsentierte. Auch zieren Jessicas Illustrationen seit Mitte Mai 2023 die Etikette des Kufa Béier, eines von der Brasserie Simon eigens für die Kufa Summer Bar produzierten Bieres.

Froschkönig, Jessica Frascht
"Der Froschkönig", Ausstellung "Flip Off" in den Rotondes, Jessica Frascht

Illustration kann und will gelernt werden. Das zeigt Jessica in ihrem Atelier Monotype, der am 8. Juni 2023 in der Kulturfabrik stattfindet. Hier bringt sie den Teilnehmer*innen die Monotypie bei, eine Methode, bei der mithilfe einer formbaren Geleeplatte, auf die vorher Objekte wie Blätter oder Blumen aufgedrückt werden, farbige Abdrucke erzeugt werden. Diese sind nicht reproduzierbar und daher – wie der Name schon sagt – einzigartig. Trotzdem sei die Technik leicht zu erlernen und biete auch für neugierige Anfänger*innen großen kreativen Spielraum.

Die Illustrationen der jungen Künstlerin dürften uns künftig noch an vielen unverhofften wie wohlbekannten Orten begegnen. Wer nicht warten will, der/die besucht noch bis zum 1. Juli 2023 die laufende Ausstellung Radient Hands im Ratelach oder trifft die Künstlerin am 4. Juni 2023 auf dem Augenschmaus Creators' Market, wo sie Teile ihrer Kunstwerke verkauft.