12 oct. 2021A:LL: Luxemburger Literaturschaffende im Fokus
Vor einem Jahr wurde die Vereinigung A:LL Schrëftsteller*innen gegründet mit dem Ziel, sich für Autor*innen in Luxemburg einzusetzen und die Aufmerksamkeit für Literatur hierzulande zu steigern. Mehr zur Vorgeschichte und zu den Missionen der asbl erfahren wir im Gespräch mit Jeff Schinker, der neben seiner Tätigkeit als Journalist und Schriftsteller – sein neues Buch Ma vie sous les tentes zum Reiz von Musikfestivals erscheint am 22. Oktober – auch das Sekretariat von A:LL Schrëftsteller*innen leitet.
Gemeinsam sind wir stark
„Seit geraumer Zeit weisen einige Schriftsteller*innen darauf hin, dass wir nicht gemeinsam organisiert sind“, erwähnt Schinker zum Beginn des Gesprächs. Der Auslöser für die Gründung der Vereinigung sei aber auf einen ganz konkreten Zeitpunkt zurückzuführen und zwar auf die Aufbruchstimmung des letzten Jahres, wo der politische Wille, Kultur in den Vordergrund zu setzen, besonders zum Ausdruck kam, unter anderem durch die Gründung des Exportbüros Kultur | lx. „Wir wollten auch da mitreden können und nicht nur als individuelle Autor*innen, sondern als Verband“, so der Sekretär der asbl. Demnach wurde vergangenen Sommer intensiv daran gearbeitet, das Projekt pünktlich zur Rentrée zu präsentieren. Seitdem beschäftigen sich verschiedene Arbeitsgruppen damit, Schriftsteller*innen hierzulande in sämtlichen Hinsichten tatkräftig zu unterstützen.
Nachwuchs, Sichtbarkeit und Rechte
So fungiert die Vereinigung zum Beispiel als Anlaufstelle für den schriftstellerischen Nachwuchs und beantwortet konkrete Fragen zu Verlagshäusern, Lesungsmöglichkeiten oder zur Honorargestaltung. „Wir helfen ihnen, ihre Karriere zu starten und weiterzuentwickeln,“ so Schinker. Später können diese Autor*innen dann auch selber Mitglied werden und ihre professionelle Erfahrungen mit der nächsten Generation teilen.
Sichtbarer werden ist ebenfalls ein Hauptanliegen von A:LL Schrëftsteller*innen, da Luxemburger Literatur und Schriftsteller*innen hierzulande immer noch stiefmütterlich behandelt werden. Das hätte sich zum Beispiel auch bei den rezenten Lëtzebuerger Theaterpräisser bemerkbar gemacht, wo zwar Bühnenbildner, Dramaturgen und Schauspieler nominiert wurden, aber kein einzige*r Schriftsteller*in. Das sei von der Signalwirkung her schade, deswegen habe man den Dialog mit den Verantwortlichen gesucht.
Weil diese Haltung gegenüber der hiesigen Literatur bereits in der Schule anfängt – Schinker erinnert sich, dass er zu seiner eigenen Schulzeit keine Werke von Luxemburger Autor*innen gelesen hat, außer dem Klassiker Renert – muss gerade dort mit der Sensibilisierungsarbeit begonnen werden. Dank eines Projekts des SCRIPT (Service de coordination de la recherche et de l’innovation pédagogiques et technologiques) namens Lies!, an dem A:LL Schrëftsteller*innen beteiligt ist, werden nun Lesungen von Luxemburger Gegenwartsliteratur in Schulen angeboten. Somit wird den Schülern ebenfalls vermittelt, dass man auch hierzulande den Beruf des Schriftstellers ausüben kann. Eventuell landet der*die ein*e oder andere sogar in der Nachwuchsgruppe der asbl.
Zudem arbeitet A:LL Schrëftsteller*innen am Erstellen von Leitfäden zur rechtlichen Unterstützung von Literaturschaffenden. Beispielsweise Honorarempfehlungen: „Im Vergleich zu Deutschland, der Schweiz oder Frankreich gibt es in Luxemburg keine Richtlinien für die Bezahlung von Autor*innen für Lesungen, zum Beispiel“, merkt der Sekretär der Vereinigung an. Die sollte es aber geben, denn Schriftsteller*innen müssen für ihre Arbeit auch vergütet werden. „Wir leben eben in einer kapitalistischen Gesellschaft und da läuft Anerkennung über Geld“, fügt Schinker hinzu.
Neben dem Recht, für erbrachte Dienstleistungen bezahlt zu werden, setzt sich die Vereinigung zudem für Urheberrechte ein und ist dabei, ein Vademecum auszuarbeiten: Was kann der Verleger vertraglich fordern, was kann der*die Schriftsteller*in fordern? Wie ist ein Auftrag für ein Theaterstück handzuhaben? „Wir arbeiten mit einem Anwalt, der sich mit diesen Fragen auseinandersetzt“, so Schinker. Somit bietet die asbl eine juristische Absicherung für Literaturschaffende und bereitet diesbezüglich Ratgeber vor, die nach und nach veröffentlicht werden sollen.
„Zurückblickend haben wir im ersten Jahr erstaunlich viel gemacht“, fasst Schinker zusammen, „es gibt von allen Seiten riesiges Interesse dafür, wir haben sehr viele Anfragen von Autor*innen, Institutionen, anderen Verbänden, Kulturhäusern, der Nationalbibliothek, dem Centre national de littérature (CNL)...“
Auftreten auf nationaler und internationaler Ebene
Nach einem arbeitsintensiven ersten Jahr denkt die Vereinigung jetzt darüber nach, wie sie sich zukünftig nach außen präsentiert und ihren Auftritt gestaltet. Dazu gehören auch Überlegungen, wie sich die Vielfalt der schriftstellerischen Szene darstellen lässt, etwa auf den Walfer Bicherdeeg, aber auch auf der Frankfurter Buchmesse oder dem Marché de la Poésie in Paris, wo Luxemburg dieses Jahr Ehrengast sein wird. Generelle Fragen bezüglich des Exports der Luxemburger Literatur stellen sich natürlich auch, vor allem der Vertrieb in Nachbarländern wie Deutschland oder Frankreich sowie die Übersetzung von Werken in Luxemburgischer Sprache. Da bereitet sich die A:LL Schrëftsteller*innen jetzt schon auf Gespräche mit der neu aufgestellten Literaturabteilung von Kultur | lx vor.
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